Sail200X

Epidavros, Kea und Poros

Sail2008

Kea (Nisos Kea)

Bucht: Ormos Kavia

Pos. 37°34,5 N; 24°16,4E

Wir ließen den Tempel des Poseidon am Kap Sounion hinter uns und segelten nach Kea, der ersten Insel der Kykladen.                

Die Bucht Ormos Kavia ist von Westen kommend gut erreichbar. Eine Ansteuerung bei Nacht ist möglich aber man sollte die… beachten. Vor nordöstlichen Winden bietet sie guten Schutz. Vorsicht vor den Moorings, davon gibt es hier mehr als genug. Einige von ihnen sind alt und zum Teil untergegangen und treiben 3- 5m unter der Wasseroberfläche. Der Grund ist teilweise sandig, teilweise felsig. Bei einem Tauchgang fand ich zwei aufgegebene Anker mit abgetrennter Kette.

Die Bucht bietet neben einem guten Schutz gegen den vorherrschenden Meltemi auch einige Bausünden und Bauruinen der 70ger und 80ger Jahre.

Nichtsdestotrotz ließen wir, ganz gegen unsere Gewohnheit, am frühen Nachmittag den Anker fallen, der sofort gut hielt. Wir badeten in herrlich kristallklarem Wasser.
Nach einiger Zeit perfekter Ruhe peilte ich routinemäßig, eher nebenbei, zu allen Seiten und stellte fest, dass wir ein wenig versetzt waren. Wie konnte das sein? Günni und ich hatten eher befürchtet, dass wir Probleme beim Ankerheben bekämen, als das wir los geraten würden.
Was war passiert?
Ohne dass wir über den Anker geschwojt sind, hat er sich gelöst und wir sind leicht abgetrieben. Leider oder Gottseidank hat er wieder festen Griff bekommen, nur dummerweise in einer Mooringkette, deren Ballon untergegangen war. Er hielt wieder.
Es war nun später Nachmittag und wir hatten noch ca. zwei bis drei Stunden Tageslicht. Günni und ich gingen ins Wasser und sahen uns mit Flossen und Brille die Bescherung an. Was tun? Der Anker hatte sich mehrfach um die Mooringkette gewickelt.
Irgendwelche Manöver unter Motor schieden aus. Wir gingen wieder ins Wasser. Wassertiefe nach Echolot 7,8 Meter, Wassertiefe nach Bleilot ca. 9,5 Meter. Der Anker mit dem Kettenknoten ca. 2m über Grund. Bleiben immer noch 7,5 m zu tauchen. Ich ging runter und stieg sofort wieder auf. Zu tief für mich, um in dieser Tiefe ohne Taucherausrüstung etwas zu machen. Wir gingen an Bord und überlegten.
„Übernacht bleiben und morgen den Anker aufgeben.“ Niemals! Der Gedanke kam Günni Nic und Lars wohl auch, aber keiner sprach ihn aus. Nein niemals. Wir hatten ein dickes Problem, aber wir wollten es lösen.
Wir gingen zur Ankerwinsch und versuchten Anker samt Knoten soweit nach oben zu bekommen so dass sich eine Tauchtiefe ergab, in der wir was ausrichten konnten. Uns war bewusst, dass wir den Knoten dabei nur fester zogen. Das Gewirr kam ein gutes Stück nach oben, die Bugspitze drückte sich ins Wasser. Die Ankerwinsch gab ihr letztes. Die Sicherung jedoch nicht, sie löste aus.Wir kurbelten eine viertel Umdrehung mit der Hand. Ende. Gut so oder auch nicht. Ich sprang über den Bugkorb ins Wasser, nur mit Brille und war nach zwei Armzügen unten, so dass ich mir ein Bild von der Lage machen konnte. Geschätzte Tiefe fünf bis sechs Meter. Der Anker hatte sich in einer Schlaufe der Mooringkette verdreht. Die Mooringkette war an der Oberfläche verrostet. Ich tauchte auf und berichtete den dreien an Bord. 
Was tun?
Wir belegten einen Festmacher an einer Klampe am Bug und befestigten ihn an der rostigen Mooringkette unterhalb des Kettengewirrs mittels dreier Kabelbinder. Ohne ein Sortiment von Kabelbindern fahre ich nie irgendwo hin. Günni hatte sie zuvor besorgt. Kleine, mittlere und sehr große dicke mit einer Metallseele. Genau solche wie die Polizei benutzt, wenn sie rechtschaffende Umweltaktivsten vor heranrollenden Castortransporten schützen will.

Danach belegten wir das andere Ende des Festmachers so stramm wie möglich an der anderen Bugklampe. Wir gaben etwas Ankerkette nach, der Bug kam merklich aus dem Wasser und entlastete somit den Knoten aus Anker- und Mooringkette. Das Boot hing mit Festmachern und Kabelbindern fest an der Kette am Grund. In zwanzig oder dreißig Tauchgängen versuchten wir Herr über den Knoten in den beiden Ketten zu werden. Die Sonne verschwand so langsam hinter den Bergen, es wurde Abend. Zudem waren wir schon recht lange im Wasser und merkten wie es an unseren Kräften zehrte. Nicht zu vergessen die Tiefe, das Bleilot gab 5,50 m an.
Wir tauchten was die Lungen hergaben. So schnell wie möglich runter. Druckausgleich einmal, zweimal oder dreimal. Kurz gucken was zu tun ist. Viel Zeit zu überlegen blieb nicht, ein paar Handgriffe und auftauchen. Oben angekommen rangen wir nach Luft. Beim Ab- und Auftauchen half der Festmacher an dem wir uns in die Tiefe und wieder emporziehen konnten.
Irgendwann gelang es uns eine große Kettenschlaufe frei zu bekommen. Und wir konnten mit viel Mühe unseren Anker durch diese Schlaufe durchziehen, wir bekamen ihn wieder frei! Voll Freude aber etwas erschöpft kletterten wir über die Badeleitern an Bord. Die anderen zwei Crewmen waren am Bug geblieben und hatten gespannt zugesehen was wir im Wasser machten. Am Heck empfingen sie uns mit Handtüchern und einem frisch gebrühten Earl Grey, heiß versteht sich. Unser Anker wurde an Bord gezogen und belegt. Diese Nacht vertrauten wir der untergegangenen Mooringkette, die übrigens an einem sehr großen Betonblock hing. Kabelbinder sind für den ein oder anderen vielleicht keine seemännische Lösung. Mag sein.
 

Die Nacht war ruhig und wir schliefen gut. Am nächsten Morgen löste Günni mit einem Satz ins Wasser, ein paar Tauchzügen und einem Seitenschneider die Kabelbinder. Wir bekamen den Festmacher wieder frei und segelten durch den Saronischen Golf nach Poros.

 Die abgeschnittenen Kalbelbinder wanderten in den Müll und nicht auf den Grund des Meeres.

Arndt Redmann

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